Adobe bietet in jedem seiner Programme verschiedene Möglichkeiten des Farbmanagements. Aber welche Aufgaben haben ICC-Profile, was bedeutet Farbeindruck oder Farbwerte? Was ist der Unterschied zwischen „Profil zuweisen“ und „In Profil umwandeln“? Wie konvertiere ich Farben richtig? Darf ich mit RGB-Bildern arbeiten und erst beim PDF-Export die Konvertierung in CMYK nutzen? Diese und viele weitere Fragen beantwortet Florian Süßl in einem Vortrag auf der IDUG Berlin#27. Das Video finden Sie am Ende dieses Artikels.
Florian Süßl gilt als international anerkannter Experte für die Farbverarbeitung und -ausgabe, ist stellvertretender Vorsitzender der European Color Initiative (ECI) und hat einen Lehrauftrag an der Universität der Künste in Berlin.
Einen kurzen Überblick der Inhalte finden Sie hier:
Was ist mit Farbeindruck gemeint und welche Rolle haben dabei ICC-Profile?
Unter Farbeindruck verstehen wir die Wahrnehmung einer Farbe, also den Eindruck. Farbwerte sind die messbaren Fakten. Beispielsweise können zwei verschiedene Digitalkameras unterschiedliche RGB-Werte für einen Blauton liefern. Durch die Einbindung des ICC-Profils der jeweiligen Kamera ergibt sich der gleiche Farbeindruck.
Was ist der Unterschied zwischen „Profil zuweisen“ und „In Profil umwandeln“?
Profil zuweisen: Die Farbwerte (beispielsweise RGB) bleiben erhalten, aber der Farbeindruck ändert sich. Probieren Sie es selbst aus: In Photoshop unter >Bearbeiten< >Profil zuweisen<.
In Profil umwandeln: Wie das Wort „Umwandeln“ schon andeutet, passiert hier wirklich die Konvertierung von Farbwerten. Der Farbeindruck bleibt bestmöglich erhalten. Häufig zum Einsatz kommt wohl die Verwendung von Farb-Konvertierung bei der Umwandlung eines RGB-Bildes in CMYK oder auch bei der Vereinheitlichung der Farbprofile für ein RGB-Bildarchiv.
Bilder in Photoshop richtig konvertieren
Wollen Sie optimale Ergebnisse Ihrer Bilder bei der Konvertierung erreichen, sollten Sie niemals über >Bild< >Modus< >CMYK< konvertieren, sondern immer durch die Umwandlung mit Profilen: >Bearbeiten< >In Profil umwandeln<. Für den Druck (CMYK) verwenden Sie am besten das Profil >ISO Coated V2<, außer Ihre Druckerei hat Ihnen andere Informationen gegeben.
Eine Möglichkeit der Justierung neben der Profileinstellung bieten die >Konvertierungsoptionen<: Bei >Priorität< wählen Sie zwischen >Relativ farbsymmetrisch< oder >Perzeptiv< – einfach ausprobieren.
Eci-RGB, sRGB oder Adobe RGB: Das richtige Profil für RGB-Bilder
Als Standard für RGB-Bilder hat sich mittlerweile sRGB etabliert. Die meisten Geräte liefern sRGB-Ergebnisse (Digitalkameras zum Beispiel). ECI-RGB ist ein veraltetes Profil. Adobe RGB bietet zwar den größten Farbraum, dieser wir aber von vielen Geräten nicht ausgegeben. Es hilft also wenig ein sRGB-Foto in Adobe RGB umzuwandeln, da der größere Farbraum gar nicht genutzt werden kann.
Wie kann ich den Druck simulieren?
Einen Softproof können Sie sich auch in Adobe Photoshop anzeigen lassen. Wählen Sie >Ansicht< >Proof einrichten<. Hier können Sie eine >Benutzerdefinierte< Proof-Bedingung anwenden oder eine der voreingestellten Möglichkeiten wählen. Hübsch: Adobe liefert auch zwei Voreinstellungen, die Farbenblindheit simulieren. Einfach ausprobieren.
Wie funktioniert Farbmanagement für Text und Grafik?
Bei Texten und Grafiken machen Farbprofile mehr kaputt als sie nutzen. Deshalb gilt: Keine Profile verwenden! Farben sollten direkt über die Farbwerte optimieren (also ausgabespezifisch – RGB oder CMYK) werden. Reines Schwarz niemals in RGB oder CMYK konvertieren.
An welcher Stelle im Workflow sollen Bilder umgewandelt werden? (Photoshop, Indesign, Acrobat, Ausgabe/Druckerei)
Wenn es um die reine Konvertierung des Farbmodus von RGB in CMYK geht, funktioniert die Konvertierung gleich – egal ob in Photoshop, Indesign, Acrobat oder sogar erst in der Ausgabe bei der Druckerei.
Für den Profi empfehlen sich nur zwei Wege: Konvertierung von Bildern in Photoshop (wenn es um detailgenaue Bearbeitung geht) oder Indesign.
Photoshop (verfahrensangepasst)
Hier sind die Bilder mit richtigem Profil (CMYK) schon in Photoshop umgewandelt. Das Layout in Indesign ist mit gleichem, richtigem CMYK-Profil angelegt. Dazu wird schon dem Indesign-Dokument selbst das richtige Farbprofil zugewiesen.
In Indesign unter >Bearbeiten< >Farbeinstellungen< >Farbmanagement-Richtlinien< bei >CMYK<wählen Sie die Option >Werte beibehalten (Profile in Verknüpfungen ignorieren)<. Anschließend erstellen Sie über den PDF-Export in Indesign ein Druck-PDF. Mehr zum Thema PDF-Export finden Sie weiter unten.
Indesign (verfahrensangepasst)
In diesem Verfahren werden RGB-Bilder verwendet, die Konvertierung in das richtige Farbprofil passiert erst beim PDF-Export. Wie auch in Photoshop gibt es die Möglichkeit die Konvertierung des Rendering-Intent unter >Farbeinstellungen< >Konvertierungsoptionen< optimal einzustellen.
Wichtig ist hier der Einsatz der richtigen PDF-Einstellungen. Mehr Infos finden Sie weiter unten.
Die Konvertierung von RGB in CMYK in Photoshop wie auch in Indesign liefert im finalen Druck-PDF das gleiche Ergebnis. Dieses können Sie in Adobe Acrobat unter >Anzeige< >Werkzeuge< >Druckproduktion< und >Ausgabenvorschau< prüfen.
Die richtigen PDF-Einstellungen für den Druck
Die richtigen Einstellungen findest Du bei www.pdfx-ready.ch. Die zum Download angebotenen Einstellungen beinhalten auch die Konvertierung von RGB-Bildern. Am besten eignet sich das PDF-X4-Profil (PDFX-ready_X4-abCS4_V23d_CMYK+RGB.joboptions) an. Einer der Vorteile: Transparenzen bleiben erhalten. Allerdings wollen noch nicht alle Druckereien mit dem neuesten Standard arbeiten.
Auf der sicheren Seite sind Sie dann mit dem PDF-X1a (PDFX-ready_X1a_abCS3_V1.3.joboptions). Nachteil: Transparenzen werden reduziert und können fehlerhaft sein. Checken können Sie das in Adobe Acrobat über die Reduzierungsvorschau.
Farbeinstellungen zentral verwalten
Verwenden Sie Adobe Bridge, um Ihre Farbeinstellungen für alle Adobe-Programme vorzunehmen und einheitlich zu halten. Wählen Sie in Adobe Bridge >Bearbeiten< >Farbeinstellungen< und anschließend die richtige CSF-Datei aus. Über >Anwenden< synchronisieren Sie die Einstellungen für alle Adobe-Programme.
Wenn Du wissen willst, wie Du für Adobe neue ICC-Farbprofile installieren möchtest, schau Dir doch auch das hier an.
Letzter Tipp: Böse weiße Linien in PDFs
Die bekannten weißen Linien, die Kunden gerne monieren, haben keine Auswirkung auf das Druckergebnis. Es handelt sich „nur“ um ein Darstellungsproblem. Abhilfe schaffen kann dieser Tipp:
In Adobe Acrobat oder Adobe Reader wählen Sie >Voreinstellungen< >Seitenanzeige<. Hier deaktivieren Sie >Vektorgrafiken glätten< und >Bilder glätten<. Die Linien sind verschwunden – allerdings kann die Textdarstellung leiden.
Alternativ können Sie schon beim PDF-Export in Indesign unter >Adobe PDF exportieren< >Erweitert< bei >Kompatibilität< eine Acrobat-Version höher (Acrobat 5) einstellen. Ab Acrobat 5 gibt es keine Transparenzreduzierung mehr und der Übeltäter der weißen Linien ist ausgeschaltet.
Der komplette Vortrag als Video auf der IDUG Berlin#27